Der Bau eines Hauses beginnt mit dem #Fundament. Wenn dieses Fundament hastig und ohne die nötige Sorgfalt und Geduld erstellt wird, dann wird das gesamte Gebäude auf einem wackeligen Untergrund stehen. Spätestens nach einer gewissen Zeit werden Risse in den Wänden auftauchen, und letztendlich kann das Haus sogar einstürzen – alles, weil zu wenig Wert auf die richtige Grundlage gelegt wurde.
Ähnlich verhält es sich mit der #Ausbildung von Pferden. Leider sehe ich immer wieder, wie Pferde viel zu früh angeritten werden, ohne dass die Grundlage ausreichend stabilisiert wurde. Doch worin liegt nun genau die Gefahr? Die Konsequenzen können weitreichend sein: nicht nur die psychische #Wohlbefinden des Pferdes wird beeinträchtigt, sondern auch seine körperliche Entwicklung kann nachhaltig geschädigt werden. In vielen Fällen ist das der Grund für Langzeitschäden wie Arthrose, die den Lebensweg eines Pferdes erheblich beeinflussen.
Die Bedeutung einer soliden Grundlage in der Ausbildung
Eine der größten Gefahren in der #Pferdeausbildung ist das zu frühe Anreiten und der damit verbundene Druck, der auf dem Pferd lastet. Dieser Fehler wird häufig aus Eile, mangelndem Wissen oder ungünstigen Erwartungen begangen. Viele Reiter und Ausbilder drängen darauf, das junge Pferd schnell „einsatzfähig“ zu machen, ohne zu berücksichtigen, dass ein Pferd genauso wie ein Mensch in seiner körperlichen und geistigen Entwicklung Zeit braucht, um sich richtig auf das Reiten vorzubereiten.
Es geht nicht nur darum, dass ein Pferd körperlich bereit ist, sondern auch darum, dass die Psyche des Pferdes in der Lage ist, die Anforderungen des Reitens zu verstehen und umzusetzen. Ein zu frühes Anreiten, bevor das Pferd körperlich und geistig ausgereift ist, kann nicht nur seine #Leistungsfähigkeit beeinträchtigen, sondern auch tiefgreifende psychische Probleme verursachen. Zu frühes, übermäßiges Training kann dazu führen, dass das Pferd das Vertrauen in seinen Reiter verliert oder sogar Angst entwickelt.
Körperliche Folgen durch zu frühes Anreiten
Das Pferd muss – wie jedes Lebewesen – Zeit für eine gesunde Entwicklung haben. Besonders die körperliche Reifung ist ein sehr komplexer Prozess, der nicht unter Druck gesetzt werden sollte. Ein entscheidender Aspekt ist die Entwicklung des #Bewegungsapparates. Die Gelenke, Sehnen und Bänder des Pferdes sind bisher nicht vollständig entwickelt, wenn es sehr jung ist. Wenn ein Pferd in diesem sensiblen #Entwicklungsstadium zu früh angeritten wird, können die Gelenke überlastet werden, was später zu gravierenden Problemen führen kann.
Ein Beispiel hierfür ist #Arthrose, eine degenerative #Gelenkerkrankung, die mit zunehmendem Alter fortschreiten kann. Jedes Gelenk ist von einer Kapsel umhüllt, die eine synoviale Flüssigkeit produziert – eine Art Gelenksschmiere. Diese Flüssigkeit sorgt dafür, dass die Gelenke reibungslos und ohne Schmerzen bewegt werden können. Wenn ein Pferd jedoch zu früh und unter, zu viel Belastung geritten wird, kann der Stoffwechsel, der für die Produktion und Erneuerung von Knorpel verantwortlich ist, gestört werden. Die Kapseln der Gelenke werden dann möglicherweise nicht ausreichend mit dieser wichtigen Flüssigkeit versorgt, was die Gelenkgesundheit nachhaltig beeinträchtigt. In späteren Jahren kann dies zu einer schmerzhaften Arthrose führen, die das Pferd in seiner Beweglichkeit einschränkt und eine entsprechende Behandlung erfordert.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass junge Pferde in dieser Phase besonders anfällig für #Verletzungen sind, die sich durch #Überlastung schnell entwickeln können. Gelenkschäden, die durch zu frühes Reiten entstehen, sind oft nicht sofort sichtbar, können aber langfristig zu chronischen Problemen führen.
Die richtige Vorbereitung für das junge Pferd
Wie du deinem jungen Pferd die bestmögliche Ausbildung und ein gesundes, erfülltes Leben ermöglichen kannst, ist eine Frage der Geduld und der richtigen Herangehensweise. Die Ausbildung eines Pferdes muss in mehreren Phasen erfolgen, wobei jede Phase darauf abzielt, das Pferd sowohl physisch als auch psychisch zu stärken.
Ein entscheidender Schritt in der frühen Ausbildung eines Pferdes ist die Grundlage: Die Ausbildung sollte mit einfachen #Bodenübungen beginnen. Diese fördern das #Vertrauen und die #Kommunikation zwischen Reiter und Pferd, ohne dass das Pferd überlastet wird. Ein wichtiges Ziel in dieser Phase ist, dass das Pferd sich entspannt und Vertrauen in seinen Reiter aufbaut. Übungen wie Führen, Longieren oder Zirkeln sind hilfreich, um die Muskulatur des Pferdes zu stärken und zu dehnen, ohne das Gelenk- und Skelettsystem zu belasten.
Sobald das Pferd körperlich stabil und selbstbewusst ist, kann mit der ersten #Reitarbeit begonnen werden. Aber auch hier gilt: Es ist wichtig, den Körper des Pferdes nicht zu überfordern. Leichte, kurze Reiteinheiten sind zu Beginn sinnvoll, um das Pferd schrittweise an die Anforderungen des Reitens zu gewöhnen. Dies schließt die Arbeit an den grundlegenden Lektionen wie der Anpassung der Gangarten, dem Vertrauen zum Reiter und dem Erlernen der #Koordination ein.
Das ideale Alter für das Anreiten
Viele Reiter fragen sich, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um ein junges Pferd anzureiten. Es gibt keine pauschale Antwort, aber in der Regel sollte ein Pferd mindestens 4 Jahre alt sein, bevor es mit der aktiven Reitausbildung beginnt. Dies ist jedoch nur eine allgemeine Orientierung. Ein entscheidender Faktor ist, wie weit das Pferd in seiner körperlichen und geistigen Entwicklung fortgeschritten ist.
Fachliteratur und Expertenmeinungen empfehlen, dass das Anreiten erst dann erfolgen sollte, wenn das Pferd die nötige Muskulatur und geistige Reife besitzt, um die Anforderungen des Reitens zu bewältigen. Der bekannte Reittrainer Wilhelm Müseler erklärt in seinem Buch „Die Reitkunst“, dass ein Pferd bis zum Alter von 4 Jahren vor allem in einer ruhigen und entspannenden Umgebung arbeiten sollte. Erst im späteren Verlauf, wenn das Pferd mit 5 bis 6 Jahren körperlich und geistig bereit ist, sollte die intensive Reitausbildung erfolgen.
Fazit
Das zu frühe #Anreiten von Pferden ist ein gravierender Fehler, der die Entwicklung des Tieres langfristig beeinträchtigen kann. Wie bei einem Gebäude braucht es Zeit und Geduld, um eine stabile Grundlage zu schaffen, auf der später die „Höhenflüge“ der Ausbildung aufgebaut werden können. Achte darauf, dass du deinem Pferd die nötige Zeit gibst, um sich sowohl körperlich als auch geistig zu entwickeln, bevor du mit intensiven Trainings beginnst. Nur so wird dein Pferd langfristig gesund und glücklich bleiben und eine harmonische #Beziehung zu dir als Reiter aufbauen.
Buch-Tipps:
„Die Reitkunst“ von Wilhelm Müseler
„Pferdetraining von Anfang an“ von John Lyons
„Das Pferd in Bewegung“ von Peter Pfau
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